Mittwoch, 30. Januar 2013
eine kurzgeschichte. sonst schreibe ich andere sachen.
azize, 22:29h
Bis nach dem Regen
der Herbst beginnt hier oben früher man merkt es an der schärferen Luft ihrer
Porzellanhaftigkeit
rechts und links des Weges auch zunehmend am
Schimmern der Bäume die ganze Zeit schon seit das Dorf
hinter der ersten scharfen Biegung verschwunden ist
das Holz der Hüttentür schabt an deiner Wange du richtest dich auf um nicht
wieder nach außen zu kippen
dem letzten Glühen nach
dem deine Augen hinter die Hügelkette gegenüber folgen wollen
nun ist es duster für die erste Exilnacht erwartet dich
in dem einen quadratischen Raum eine Flasche Wein nichts weiter
langsam
wie festgeklebt drehst du dich um
die Begegnung mit dem verinselnden Lampenlicht scheuend
wirfst
dich selbst überrumpelnd die Tür hinter dir zu
schnappst im Vorbeigehen die Weinflasche erklimmst die
Treppe über der als Balkon
dein neuer Schlafplatz in das Häuschen ragt
dann schaust du dich um zwischen deinen Zeitungen und Büchern
weißt gleich die sind nicht
womit du durch die verbleibenden Wachstunden kommen wirst was jetzt?
wirfst du unwillig
mit Blicken um
und über dich bis du bemerkst
was dir bisher entgangen ist eine Luke
direkt aufs Dach hinaus
noch vor dem ersten Gedanken
bist du mit halbem Körper draußen stellst
die Flasche auf dem Schornstein ab und folgst ihr.
unter dem bisschen Mond
in der frostigen Schwärze ist gleich ein freieres Atmen im Vergleich
zu den Wellen die hier der Horizont schlägt
kann der Rost eines Städtehimmels
oder worüber er sich spannen mag nicht mehr als verlieren
weich und rund legt sich alles um dich
die Stille die eben noch bedrohliche ist wieder dein Freund
die Schindeln unter deinen Fingern das gelegentliche Flüstern in entfernten Bäumen
alles was du zum Leben
wenn dieser eine Moment Leben sein soll, brauchst
und
selbst unter dem Murmeln das dir bald den Nacken hinauf rollt
kräuselt sich dir erst wohlig die Haut
bevor es sich deutlicher wiederholt
weit entfernt und doch mitten in deinem Kopf
noch eine trotziger Moment des Ignorierens dann seufzst du und gestehst
als es richtungslos zu krachen beginnt du musst hinein
schwingst dich zurück ziehst die Luke zu
auf die es bald drauf wie Steinschlag zu prasseln beginnt
und fühlst dich ertauben beim Anblick der
Staubigkeit zu der die 40W
aus nicht mal ganz zwei Lampen die Szene tauchen
eilst hinunter wechselst eine Weile
von Fenster zu Fenster dann
stößt dein Fuß gegen etwas es ist ein blechernes
und gläsernes Monstrum
noch der Vorfahr einer StallLaterne
auch Öl darin und ein funktionierender Docht
den hast du bald in Brand gesteckt
unterm Sofa zusätzliche Decken gefunden jetzt bist du heiter
heiterer noch als vorhin wirst auf der Veranda
weich in den alten Schaukelstuhl gebettet deine eigene
flackernde und röhrende Privatvorstellung haben.
schon reckst du
wild den Sessel zum Wippen bringend die Fäuste in die Luft
schmetterst dem Sturm die Höllenrache entgegen
greifst hinunter nach der Flasche
als das
Was
ein Blitz kurz hat aus der Schwärze hervor treten machen dich inne halten lässt
deine Bauchdecke so weit zurück schnellt dass du glaubst sie müsse dir
an der Wirbelsäule kleben bleiben was
was bist du eben im Begriff gewesen zu tun?
schon ist nichts mehr
als bulimische Schatten ringsum du fasst dich
beendest die Bewegung nimmst einen tiefen Schluck denkst vielleicht
möglicherweise gehe ich doch lieber hinein
bin schließlich müde da
gerät kurz alles wieder in Brand du kannst nicht mehr
abstreiten näher als
vorhin steht
da ein Mensch ein
Mensch hier
mitten im Nichts
du reißt der Impuls ist stärker als der Schreck die Laterne hoch und
Er ist schmächtig geradezu
eingefallen
wenn auch kaum älter als du
das
gibt dir oh Wunder die Stimme zurück
„ja bitte?“ als hätte sich jemand verwählt.
da endlich bewegt er sich sichtbar
scheint weiter zu schrumpfen indem
er die erste Stufe zur Veranda nimmt
dort verharrt zu schüchtern wie´s scheint
bis ganz heran zu kommen
der Boden formt sich dir neu unter den Füßen „hallo was
machst du hier“ fragst du
und er ohne aufzuschauen erwidert „verlaufen“
der Donner zerschlägt seine nächsten Worte dann wiederholt er sie wie
unter großer Mühe „darf ich
mich hier unterstellen bis nach dem Regen“
„ja sicher“ sagst
du schneller als du denken kannst noch immer
überfordert von seiner Harmlosigkeit
dem gebrechlichen Zug um seinen Mund der durchweichten Kleidung
die schon vor dem Unwetter erbärmlich gewirkt haben muss
er schafft es bis auf drei Armlängen an dich heran durch
Entlangdrücken am Geländer „da sind Decken“
fährst du fort „und“
was sollst du nur reden jetzt „ich wollte mir
Tee machen eben trinkst du einen mit?“
stumm nickt er
immer die Lider gesenkt über den dunklen
leblos kaum blickenden Augen
du reißt dich zusammen nicht hinein zu stürzen in die
windschiefe Sicherheit
das Rauschen des Wasserkochers klaubt dich auf
bevor du wieder hinaus musst mit dampfenden Tassen er
hat tatsächlich die Decken genommen
sich zusammen gerollt auf dem Holzboden „um Himmels Willen“
entfährt es dir
„da ist doch der Schaukelstuhl mach es dir darin bequem“ und dann
ungeduldig angesichts deiner eigenen Verunsicherung „was für ein Quatsch kannst
auch drinnen auf dem Sofa schlafen
so bald hört der Sturm nicht auf.“
er setzt sich halb
schaut dich erstmals an sagt „mich
willst du da drinnen schlafen lassen mich
kennst mich doch gar nicht
oder“
das Letzte mit einer
kalten Fremdheit
bei der dich schaudert aber du kannst keinen Rückzieher machen angesichts
deiner ersten Mutprobe in der Einöde „so“
„wie die Tür aussieht ist es fast egal
ob ich einen Unbekannten auf der Veranda oder im Wohnzimmer habe“
er schaut dort hinein
sieht warmes freundliches Licht
sammelt seine Knochen ein folgt dir
die Decken wie ein Kleinkind hinter sich her ziehend
du weist ihm das Sofa stellst den Tee
auf den Tisch daneben und fliehst
vor dem nächsten Verstummen
die Empore hinauf.
als du den Pullover ausziehst hörst du ihn fast schon schnarchen
brauchst nicht nachzudenken über das Rascheln deiner Kleider
vergräbst dich
in das klamme Bett.
das Erste ist dunstige Helligkeit
in die du aufsteigst aus bunten Schlieren das Zweite
Kaffeeduft
metallisches Klappern das Dritte und dann
als Oben und Unten klar sind du dich umdrehst
dem Raum entgegen wie du weißt
der für paar Wochen Zuflucht werden soll vor deinem argen
kaum nennenswerten Leben
erblickst du dort unten den Rücken von einem
der mit Pfanne und Kessel hantiert
hast also wirklich unter einem Dach geschlafen mit jemand
dessen Namen du nicht einmal kennst.
rasch bevor er sich umdrehen kann
angelst du aus dem Rucksack was du
zum Überstreifen brauchst fast ohne dich erheben zu müssen
er nickt auf deinen Gruß du beginnst
„das war doch nicht“
„doch war´s“ und das kommt von ihm
mit bitter gedemütigtem Stolz „wenn ich mich
schon nicht revanchieren kann für deine Gastfreundschaft“
du schweigst
reichst ihm was er braucht
das Frühstück zu richten und versinkst
je länger du neben ihm stehst in seine Züge
„weißt du Bescheid?“ schnellt plötzlich
sein Blick zu dir herum
dass du zurück schreckst „nein was denn“ als ertapptest du dich
selbst bei einer Lüge da
steht er neben dem Sofa
will sich die Jacke überziehen „klar
weißt du´s hängt an jedem Kiosk mein Gesicht
hast mich erkannt“
„wie soll ich erkennen was“ interessiert ihn nicht er
setzt sich in die Tür
wo säuberlich seine Schuhe stehen beginnt
sie überzustreifen
du gehst bis auf paar Schritte an in heran „soll ich
das ganze Frühstück allein aufessen jetzt?“
„soll ich“ grollt er
„warten bis du sie gerufen hast“
„wen sollte ich rufen während
wir zusammen essen“
seine Molltonaugen
saugen sich kurz fest an deinen „warum“ argwöhnt er
„willst du mich hindern zu gehen“
„weiß nicht aber so
mit diesem abgebrochenen Morgen deinen Andeutungen
ohne AufWiedersehen
zu meinen ich hätte dich verjagt ohne es zu wollen so
will ich meinen Urlaub nicht beginnen“
die Antwort
ist so duselig
so himmelschreiend banal dass auch er
in seiner Panik erkennt sie muss ehrlich sein
er steht auf
gelangt mit dir auf Augenhöhe
murmelt „ich hab nichts Schlimmes getan“
und lässt die Kiefer mahlen.
„um so besser“ wendest du dich ab
dich des Tabletts zu bemächtigen “Ich brauche nichts
zu wissen von dir
hast dich hier untergestellt und zum Dank Frühstück gemacht
das reicht
nicht wahr mehr hat keiner von uns erwartet”
seine Augen werden
noch einmal größer
als er murmelt “so jemand wie dich
ist mir wirklich noch nicht begegnet”
“sowas wie der Platz auf dem Dach” sprudelst du
“bestimmt auch nicht es ist ganz einfach:
wir frühstücken da oben wenn du gehst
bleibe ich so lange sitzen bis wir uns nicht mehr sehen können macht dich das
sicherer?“
er zuckt die Schultern folgt dir die Treppe hinauf
und dann
wie in großem Kampf in den
ausgewaschenen Himmel.
bis er endlich
gleich einer verschreckten Krähe neben dir hockt
hast du auf dem Schornstein euer Picknick arrangiert
dann speist ihr einträchtig-stumm
und mit großer Zufriedenheit merkst du wie er
unter der Sonne
vor den frohen bunten Hügeln nachlässt
die Ellenbogen aufstützt sich mit
geschlossenen Augen zurück lehnt
du ziehst mit den Lippen
einen Rest Marmelade von deinen Fingern lässt
die Augen nach ihm tasten
die ganze zerstörte Erscheinung entlang
erstickst kurz vor Schreck als er
ohne die Lider zu heben fragt „was ist“
„nichts“ kommt es
wieder schneller als dein Verstand „warum“
will er wissen „starrst du mich dauernd an“
„nicht dich nur“ lügst du erneut nicht
in deiner Not „deine Klamotten ich meine“
„geklaut“
„natürlich“ und du lässt ab von ihm.
das Flirren von einem Paar
Spatzenflügeln nicht weit von dir du weißt nicht
ist es das oder
etwas Anderes
das deinen Bauch zum Beben bringt
„was“ faucht er wieder
bevor er etwas gehört haben kann
du winkst ab verscheuchst den Vogel nichts scheint jetzt
bedrohlicher als ein Kichern
„was ist so komisch“
richtet er sich fordernd auf
du holst einmal Luft die Ehrlichkeit
hat dir geholfen bisher „naja
nicht komisch aber
egal was du angestellt hast mit den Klamotten wird’s nicht besser”
und das letzte Wort du könntest dich ohrfeigen
endet tatsächlich in einem Glucksen.
„das ist nicht komisch“ sagt er ruhig
du schüttelst heftig den Kopf
weißt nicht mehr wohin noch was „nein
ich meine ja“ da
stößt er dich vom Dach.
das Verkrallen der Finger ins Gras
das Pochen in deinem Kopf deiner Schulter
erinnert dich
über einen lichten tauben Nebel hinweg an das Lärmen deiner Knochen auf den Ziegeln
schaffst es den Blick zu heben
hinauf zu schauen
dort oben sitzt er nicht mehr
ist vielleicht auch nie da gewesen du
rappelst dich auf
der Knöchel
der linke dürfte verstaucht sein mehr, scheint es, nicht
über das Stechen hinweg ziehst du dich
die Wand entlang
zur Veranda willst schauen ob er nicht
und da stürzt er aus dem Haus beinahe in dich hinein
prallt zurück wie vor einer Erscheinung du sagst
„ein Glück nicht wahr
dass das Hausdach auf der einen Seite so weit hinunter reicht“
lange bleibt er still
die Fäuste unter gehetztem Atem geballt und
stößt am Ende hervor „ja
ein Glück“
„aber liegen gelassen“ vermutest du
„hättest du mich trotzdem“
„ja
wahrscheinlich“
du nickst
und weißt weniger als je was genau es dir
bedeutet hätte ihn zu verabschieden wie die Hausherrin
einen gelegentlichen Gast
jetzt bewegt ungeahntes Leben sein Gesicht
trotzig ruft er gegen deine Ratlosigkeit an „nach dem Regen bis nach dem
Regen so war es abgemacht “
„ja“ nickst du deinerseits
„ja und der Regen ist
lange schon vorbei“
dann trittst du zur Seite er
stolpert hinaus in das Zirpen der faltenwerfenden
pflanzenspuckenden Erde
und du stehst da
auf deiner Terrasse
und weinst.
der Herbst beginnt hier oben früher man merkt es an der schärferen Luft ihrer
Porzellanhaftigkeit
rechts und links des Weges auch zunehmend am
Schimmern der Bäume die ganze Zeit schon seit das Dorf
hinter der ersten scharfen Biegung verschwunden ist
das Holz der Hüttentür schabt an deiner Wange du richtest dich auf um nicht
wieder nach außen zu kippen
dem letzten Glühen nach
dem deine Augen hinter die Hügelkette gegenüber folgen wollen
nun ist es duster für die erste Exilnacht erwartet dich
in dem einen quadratischen Raum eine Flasche Wein nichts weiter
langsam
wie festgeklebt drehst du dich um
die Begegnung mit dem verinselnden Lampenlicht scheuend
wirfst
dich selbst überrumpelnd die Tür hinter dir zu
schnappst im Vorbeigehen die Weinflasche erklimmst die
Treppe über der als Balkon
dein neuer Schlafplatz in das Häuschen ragt
dann schaust du dich um zwischen deinen Zeitungen und Büchern
weißt gleich die sind nicht
womit du durch die verbleibenden Wachstunden kommen wirst was jetzt?
wirfst du unwillig
mit Blicken um
und über dich bis du bemerkst
was dir bisher entgangen ist eine Luke
direkt aufs Dach hinaus
noch vor dem ersten Gedanken
bist du mit halbem Körper draußen stellst
die Flasche auf dem Schornstein ab und folgst ihr.
unter dem bisschen Mond
in der frostigen Schwärze ist gleich ein freieres Atmen im Vergleich
zu den Wellen die hier der Horizont schlägt
kann der Rost eines Städtehimmels
oder worüber er sich spannen mag nicht mehr als verlieren
weich und rund legt sich alles um dich
die Stille die eben noch bedrohliche ist wieder dein Freund
die Schindeln unter deinen Fingern das gelegentliche Flüstern in entfernten Bäumen
alles was du zum Leben
wenn dieser eine Moment Leben sein soll, brauchst
und
selbst unter dem Murmeln das dir bald den Nacken hinauf rollt
kräuselt sich dir erst wohlig die Haut
bevor es sich deutlicher wiederholt
weit entfernt und doch mitten in deinem Kopf
noch eine trotziger Moment des Ignorierens dann seufzst du und gestehst
als es richtungslos zu krachen beginnt du musst hinein
schwingst dich zurück ziehst die Luke zu
auf die es bald drauf wie Steinschlag zu prasseln beginnt
und fühlst dich ertauben beim Anblick der
Staubigkeit zu der die 40W
aus nicht mal ganz zwei Lampen die Szene tauchen
eilst hinunter wechselst eine Weile
von Fenster zu Fenster dann
stößt dein Fuß gegen etwas es ist ein blechernes
und gläsernes Monstrum
noch der Vorfahr einer StallLaterne
auch Öl darin und ein funktionierender Docht
den hast du bald in Brand gesteckt
unterm Sofa zusätzliche Decken gefunden jetzt bist du heiter
heiterer noch als vorhin wirst auf der Veranda
weich in den alten Schaukelstuhl gebettet deine eigene
flackernde und röhrende Privatvorstellung haben.
schon reckst du
wild den Sessel zum Wippen bringend die Fäuste in die Luft
schmetterst dem Sturm die Höllenrache entgegen
greifst hinunter nach der Flasche
als das
Was
ein Blitz kurz hat aus der Schwärze hervor treten machen dich inne halten lässt
deine Bauchdecke so weit zurück schnellt dass du glaubst sie müsse dir
an der Wirbelsäule kleben bleiben was
was bist du eben im Begriff gewesen zu tun?
schon ist nichts mehr
als bulimische Schatten ringsum du fasst dich
beendest die Bewegung nimmst einen tiefen Schluck denkst vielleicht
möglicherweise gehe ich doch lieber hinein
bin schließlich müde da
gerät kurz alles wieder in Brand du kannst nicht mehr
abstreiten näher als
vorhin steht
da ein Mensch ein
Mensch hier
mitten im Nichts
du reißt der Impuls ist stärker als der Schreck die Laterne hoch und
Er ist schmächtig geradezu
eingefallen
wenn auch kaum älter als du
das
gibt dir oh Wunder die Stimme zurück
„ja bitte?“ als hätte sich jemand verwählt.
da endlich bewegt er sich sichtbar
scheint weiter zu schrumpfen indem
er die erste Stufe zur Veranda nimmt
dort verharrt zu schüchtern wie´s scheint
bis ganz heran zu kommen
der Boden formt sich dir neu unter den Füßen „hallo was
machst du hier“ fragst du
und er ohne aufzuschauen erwidert „verlaufen“
der Donner zerschlägt seine nächsten Worte dann wiederholt er sie wie
unter großer Mühe „darf ich
mich hier unterstellen bis nach dem Regen“
„ja sicher“ sagst
du schneller als du denken kannst noch immer
überfordert von seiner Harmlosigkeit
dem gebrechlichen Zug um seinen Mund der durchweichten Kleidung
die schon vor dem Unwetter erbärmlich gewirkt haben muss
er schafft es bis auf drei Armlängen an dich heran durch
Entlangdrücken am Geländer „da sind Decken“
fährst du fort „und“
was sollst du nur reden jetzt „ich wollte mir
Tee machen eben trinkst du einen mit?“
stumm nickt er
immer die Lider gesenkt über den dunklen
leblos kaum blickenden Augen
du reißt dich zusammen nicht hinein zu stürzen in die
windschiefe Sicherheit
das Rauschen des Wasserkochers klaubt dich auf
bevor du wieder hinaus musst mit dampfenden Tassen er
hat tatsächlich die Decken genommen
sich zusammen gerollt auf dem Holzboden „um Himmels Willen“
entfährt es dir
„da ist doch der Schaukelstuhl mach es dir darin bequem“ und dann
ungeduldig angesichts deiner eigenen Verunsicherung „was für ein Quatsch kannst
auch drinnen auf dem Sofa schlafen
so bald hört der Sturm nicht auf.“
er setzt sich halb
schaut dich erstmals an sagt „mich
willst du da drinnen schlafen lassen mich
kennst mich doch gar nicht
oder“
das Letzte mit einer
kalten Fremdheit
bei der dich schaudert aber du kannst keinen Rückzieher machen angesichts
deiner ersten Mutprobe in der Einöde „so“
„wie die Tür aussieht ist es fast egal
ob ich einen Unbekannten auf der Veranda oder im Wohnzimmer habe“
er schaut dort hinein
sieht warmes freundliches Licht
sammelt seine Knochen ein folgt dir
die Decken wie ein Kleinkind hinter sich her ziehend
du weist ihm das Sofa stellst den Tee
auf den Tisch daneben und fliehst
vor dem nächsten Verstummen
die Empore hinauf.
als du den Pullover ausziehst hörst du ihn fast schon schnarchen
brauchst nicht nachzudenken über das Rascheln deiner Kleider
vergräbst dich
in das klamme Bett.
das Erste ist dunstige Helligkeit
in die du aufsteigst aus bunten Schlieren das Zweite
Kaffeeduft
metallisches Klappern das Dritte und dann
als Oben und Unten klar sind du dich umdrehst
dem Raum entgegen wie du weißt
der für paar Wochen Zuflucht werden soll vor deinem argen
kaum nennenswerten Leben
erblickst du dort unten den Rücken von einem
der mit Pfanne und Kessel hantiert
hast also wirklich unter einem Dach geschlafen mit jemand
dessen Namen du nicht einmal kennst.
rasch bevor er sich umdrehen kann
angelst du aus dem Rucksack was du
zum Überstreifen brauchst fast ohne dich erheben zu müssen
er nickt auf deinen Gruß du beginnst
„das war doch nicht“
„doch war´s“ und das kommt von ihm
mit bitter gedemütigtem Stolz „wenn ich mich
schon nicht revanchieren kann für deine Gastfreundschaft“
du schweigst
reichst ihm was er braucht
das Frühstück zu richten und versinkst
je länger du neben ihm stehst in seine Züge
„weißt du Bescheid?“ schnellt plötzlich
sein Blick zu dir herum
dass du zurück schreckst „nein was denn“ als ertapptest du dich
selbst bei einer Lüge da
steht er neben dem Sofa
will sich die Jacke überziehen „klar
weißt du´s hängt an jedem Kiosk mein Gesicht
hast mich erkannt“
„wie soll ich erkennen was“ interessiert ihn nicht er
setzt sich in die Tür
wo säuberlich seine Schuhe stehen beginnt
sie überzustreifen
du gehst bis auf paar Schritte an in heran „soll ich
das ganze Frühstück allein aufessen jetzt?“
„soll ich“ grollt er
„warten bis du sie gerufen hast“
„wen sollte ich rufen während
wir zusammen essen“
seine Molltonaugen
saugen sich kurz fest an deinen „warum“ argwöhnt er
„willst du mich hindern zu gehen“
„weiß nicht aber so
mit diesem abgebrochenen Morgen deinen Andeutungen
ohne AufWiedersehen
zu meinen ich hätte dich verjagt ohne es zu wollen so
will ich meinen Urlaub nicht beginnen“
die Antwort
ist so duselig
so himmelschreiend banal dass auch er
in seiner Panik erkennt sie muss ehrlich sein
er steht auf
gelangt mit dir auf Augenhöhe
murmelt „ich hab nichts Schlimmes getan“
und lässt die Kiefer mahlen.
„um so besser“ wendest du dich ab
dich des Tabletts zu bemächtigen “Ich brauche nichts
zu wissen von dir
hast dich hier untergestellt und zum Dank Frühstück gemacht
das reicht
nicht wahr mehr hat keiner von uns erwartet”
seine Augen werden
noch einmal größer
als er murmelt “so jemand wie dich
ist mir wirklich noch nicht begegnet”
“sowas wie der Platz auf dem Dach” sprudelst du
“bestimmt auch nicht es ist ganz einfach:
wir frühstücken da oben wenn du gehst
bleibe ich so lange sitzen bis wir uns nicht mehr sehen können macht dich das
sicherer?“
er zuckt die Schultern folgt dir die Treppe hinauf
und dann
wie in großem Kampf in den
ausgewaschenen Himmel.
bis er endlich
gleich einer verschreckten Krähe neben dir hockt
hast du auf dem Schornstein euer Picknick arrangiert
dann speist ihr einträchtig-stumm
und mit großer Zufriedenheit merkst du wie er
unter der Sonne
vor den frohen bunten Hügeln nachlässt
die Ellenbogen aufstützt sich mit
geschlossenen Augen zurück lehnt
du ziehst mit den Lippen
einen Rest Marmelade von deinen Fingern lässt
die Augen nach ihm tasten
die ganze zerstörte Erscheinung entlang
erstickst kurz vor Schreck als er
ohne die Lider zu heben fragt „was ist“
„nichts“ kommt es
wieder schneller als dein Verstand „warum“
will er wissen „starrst du mich dauernd an“
„nicht dich nur“ lügst du erneut nicht
in deiner Not „deine Klamotten ich meine“
„geklaut“
„natürlich“ und du lässt ab von ihm.
das Flirren von einem Paar
Spatzenflügeln nicht weit von dir du weißt nicht
ist es das oder
etwas Anderes
das deinen Bauch zum Beben bringt
„was“ faucht er wieder
bevor er etwas gehört haben kann
du winkst ab verscheuchst den Vogel nichts scheint jetzt
bedrohlicher als ein Kichern
„was ist so komisch“
richtet er sich fordernd auf
du holst einmal Luft die Ehrlichkeit
hat dir geholfen bisher „naja
nicht komisch aber
egal was du angestellt hast mit den Klamotten wird’s nicht besser”
und das letzte Wort du könntest dich ohrfeigen
endet tatsächlich in einem Glucksen.
„das ist nicht komisch“ sagt er ruhig
du schüttelst heftig den Kopf
weißt nicht mehr wohin noch was „nein
ich meine ja“ da
stößt er dich vom Dach.
das Verkrallen der Finger ins Gras
das Pochen in deinem Kopf deiner Schulter
erinnert dich
über einen lichten tauben Nebel hinweg an das Lärmen deiner Knochen auf den Ziegeln
schaffst es den Blick zu heben
hinauf zu schauen
dort oben sitzt er nicht mehr
ist vielleicht auch nie da gewesen du
rappelst dich auf
der Knöchel
der linke dürfte verstaucht sein mehr, scheint es, nicht
über das Stechen hinweg ziehst du dich
die Wand entlang
zur Veranda willst schauen ob er nicht
und da stürzt er aus dem Haus beinahe in dich hinein
prallt zurück wie vor einer Erscheinung du sagst
„ein Glück nicht wahr
dass das Hausdach auf der einen Seite so weit hinunter reicht“
lange bleibt er still
die Fäuste unter gehetztem Atem geballt und
stößt am Ende hervor „ja
ein Glück“
„aber liegen gelassen“ vermutest du
„hättest du mich trotzdem“
„ja
wahrscheinlich“
du nickst
und weißt weniger als je was genau es dir
bedeutet hätte ihn zu verabschieden wie die Hausherrin
einen gelegentlichen Gast
jetzt bewegt ungeahntes Leben sein Gesicht
trotzig ruft er gegen deine Ratlosigkeit an „nach dem Regen bis nach dem
Regen so war es abgemacht “
„ja“ nickst du deinerseits
„ja und der Regen ist
lange schon vorbei“
dann trittst du zur Seite er
stolpert hinaus in das Zirpen der faltenwerfenden
pflanzenspuckenden Erde
und du stehst da
auf deiner Terrasse
und weinst.
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